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Die Ausstellung umfasst ca. 70 Porträts auf großformatigen Leinwänden und Projektionen. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Publikation. Der Palast nimmt den regulären Spielbetrieb am 2. Januar 2021 wieder auf, da der Berliner Senat zur sinnvollen Überbrückung der Coronakrise das Vorziehen einer Lüftungssanierungs- maßnahme beschlossen hat. Copyright Titelbild: Sven Marquardt /rr
Was hat sie für Wünsche, was denkt sie am Abend, hat sie viel zu tun mit ihren Kindern, eine Affäre vielleicht. Wie wird sie in zehn Jahren aussehen, träumt sie dann noch? Selbstbewusst erscheinen sie und zugleich filigran. Fast kann man an Jean-Luc Godards "Außer Atem" denken, das Leben passiert auf der Straße. Vielleicht zeigt sich in den Bildern von Sibylle Bergemann, dass die Frauen ihre Freiheit oft in der Liebe suchten. Das kann nicht immer gut gehen, das liegt an der Liebe. Sven marquardt ausstellung 2017 formulare. (photo von Sibylle Bergemann in Kunsthalle Rostock) Die Schwarz/Weiß Fotografien lassen kein grelles Make-Up zu. Die Frauen sind keine Sex-Symbole, auch nackte Haut ist kaum zu entdecken. Das ist das Wunderbare an den Fotografien, dass sie Geschichten offen lassen ohne eindeutig zu sein. Kann es sein, wenn man diese Frauen so schön und emotional sah, dass der Betrachter zu DDR Zeiten nicht auch denken konnte, wenn so eine Schöne nach Fernweh aussieht, ist es wohl egal, wenn ich es kaum aushalte. Gab es eine Kultivierung der Melancholie, der Sehnsucht, um uns zusammen zu halten?
Wie stellt die DDR die Rolle der Frau öffentlich dar: individuell, unabhängig, als Mutter, bereit zu allen Berufen? (photos von Ute Mahler in Kunsthalle Rostock) Eine Museumsführerin erzählt einer Besucher-Gruppe, dass die SIBYLLE die ganz "normale" Frau in der DDR abgebildet hat, von der Kranführerin bis zur Baggerfahrerin wird geredet. Ausstellung Sven Marquardt – PACK – Galerie Deschler | ART at Berlin. Als besonderes Gütezeichen des "Normalen" gilt hier, was mit männlicher Berufsdefinierung der Arbeiterklasse hervorgehoben wird. (photo von Arno Fischer in Kunsthalle Rostock) So werden in einer SIBYLLE Reportage aus den 60er Jahren die Wohnkomplexe des neuen Menschen angepriesen: "Bitterfeld – Ozeane von mechanischer und elektrischer Energie werden hier produziert und verbraucht, Gebirgsmassive menschlicher Intelligenz werden bewegt, Provinzen von Fleiß und Gewissenhaftigkeit entstehen, um den menschlichen Fortschritt, die Kultur und Zivilisation zu befördern. " Auf den zum Text gehörenden Modefotos verschönern Frauen in neuen Herbstmänteln die rauchende Schornstein-Tristesse.
Die SIBYLLE Fotos sind von den 70ern bis zum Ender der 80er Jahre meist schwarz/weiss und erzeugen eine Melancholie, die verstärkt werden kann durch die Erfahrungen des Einzelnen, der sie betrachtet. Was als besonderes Merkmal der SIBYLLE kommuniziert wird, dass die Frau im Privaten, Alltäglichem gezeigt wurde, muss zum einen als alleinige Option betrachtet werden, da Sujets wie Strände, andere Länder, Exotik nicht zu den programmierten Zielen des Sozialismus gehört haben, genauso wie individuelle Lebenswege außerhalb der Vorgaben nicht gern gesehen waren. Zum anderen entsprach das Nischenleben, die private Erfüllung im Alltäglichen, dem gelebten Prinzip des Sozialismus. So suggerieren Wettermäntel vor rauchenden Industriegebieten, dass der Rauch einer Form des Wetters entspricht, dass man als gegeben hinnehmen kann. Kunsthalle Rostock | Sibylle. Der Fokus der Modefotografie liegt im Alltag, dort wurde Mode fotografisch in Szene gesetzt. So wurde auf Baustellen, auf Feldern, in der Straßenbahn, in Parks, auf Plätzen und Alleen, in Industriegebieten fotografiert und differenziert suggeriert: Das ist unser Land und das sind die Frauen mit ihrer Schönheit, die dort leben.
"Wir haben Bilder gemacht, die uns wichtig waren. " - kwerfeldein – Magazin für Fotografie Modefotografie in der DDR, die mehr sein wollte als Abbildung, das war zumeist Fotografie, die in der "Sibylle" erschienen ist – einer Zeitschrift, die wie keine andere Mode als kulturelles Phänomen vorgestellt hat. Sven marquardt ausstellung 2014 edition. Im Jahr 1956 erschien die erste Ausgabe der "Sibylle" und sie sollte über drei Dekaden die führende Modezeitschrift der DDR werden. "Zeitschrift für Mode und Kultur" nannte sie sich – und seit im Jahr 1961 der Modeteil des Magazins unter der Ägide von Dorothea Bertram gestaltet wurde, war der Anspruch kein geringer: Anders sollte das Heft nun sein; anders und ungestellt. © Foto: Sibylle Bergemann © Reproduktionsfoto: Werner Mahler "Als die Mannequins bei meiner ersten Modeproduktion vor dem Pergamonaltar so gekünstelt posierten, habe ich den Fotografen überzeugt, sie einfach ganz natürlich auf die Stufen zu setzen. Da war der Anfang gemacht …", erzählte Dorothea Bertram einmal, die später den Fotografen Roger Melis heiratete.