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Denn letzten Endes war der Orientalismus eine politische Realitätskonstruktion, deren Struktur die Differenz zwischen dem bekannten (Europa, der Westen, "wir") und dem Fremden (der Orient, der Osten, "die") betonte. In gewissem Sinne schuf sie die beiden Welten erst, um sie dann vorauszusetzen. " Feindseligkeit gegenüber der islamischen Kultur? In der Orientalismus-Debatte zeigte sich die politische Verkrustung dieser Konstruktionen, als der Bush-Berater und Orient-Experte Bernard Lewis dem Nichtorientalisten Edward Said jegliche Kompetenz absprach. Said dagegen meint, unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Aussagen verberge die Orientalistik eine grundsätzliche, interessengeleitete Feindseligkeit gegenüber ihrem Hauptgegenstand, der islamischen Kultur. Diese Interessenlage ermögliche auch keine wissenschaftliche Analyse der konkreten Lage. "Da der Nahe Osten heute so weitgehend mit Großmachtpolitik, Erdölindustrie und der Konfrontation zwischen dem 'freiheitsliebenden, demokratischen' Israel und den 'totalitären, terroristischen' Arabern identifiziert wird, versteht es sich im Übrigen fast von selbst, dass eine klare Sicht der wahren Verhältnisse in dieser Region kaum zu erreichen sein dürfte. "
Während inzwischen unzählige Einführungen, Sonderausgaben und Reader den verschiedensten Wirkungsfeldern des Kulturkritikers wie der politisch engagierten öffentlichen Person nachgehen, findet die innerarabische Said-Rezeption kaum Berücksichtigung. Dies muss überraschen, da Edward Said seit Anfang der 1990er Jahre als Akteur lokaler Debatten in Kairo, Beirut oder Ramallah in Erscheinung tritt. Das "Andere" als Leserschaft Der ägyptische Politologe Ahmed Abdalla hatte Anfang der 1980er Jahre seine arabischen Leser darauf hingewiesen, dass der westliche Begriff vom "Anderen", von dem zahlreiche postkoloniale Theoretiker schreiben und sprechen, nicht zuletzt und besonders auf Araber und Muslime zu beziehen sei. Insofern durfte man gespannt sein, wie die Leser in der arabischen oder so genannten islamischen Welt auf eben jene Interventionen reagieren würden, die vorgaben, aus dem Inneren der westlichen Metropolen heraus den Kampf um kulturelle Dekolonisation zu führen. Edward Said bildet in diesem Zusammenhang aufgrund seiner Herkunft und politischen Involvierung ein besonders interessantes Beispiel.
Sie lautet, das eigene Forschen stets zu reflektieren, den Islam so weit wie möglich selbst zu Wort kommen zu lassen, auf essentialistische Pauschalaussagen nach dem Motto "Der Islam ist…" zu verzichten und stattdessen den Einzelfall und die vielen verschiedenen 'Islame' zu studieren. Wäre dies alles so selbstverständlich, wie es doch sein sollte, Edward Said wäre ein Stück Wissenschaftsgeschichte und wir bräuchten ihn heute nicht mehr lesen. Was er angestoßen hat, ist in einer Vielzahl von Einzelstudien und Überblickswerken genauer und oft überzeugender gesagt worden. Beim Wiederlesen begegnet uns "Orientalismus" als ein über die Ufer getretener, nicht selten konfuser Essay, ein bisschen schlampig im Stil, ein bisschen vorschnell in den Schlussfolgerungen, die selten falsch sind, die man aber sorgfältiger hergeleitet wünscht. Said macht sich angreifbar, wo er es nicht sein müsste, und hat durch mangelnde Abgrenzung einer Generation von muslimischen Fundamentalisten die Vorlagen für ihre nicht minder wirksamen 'okzidentalistischen' Klischees geliefert.
Endlich: Die Neuausgabe des Klassiker in einer neuen Übersetzung. Aktueller denn je. In seiner aufsehenerregenden Studie entlarvt Edward Said das Bild des Westens vom Orient als zutiefst einseitig und als eine Projektion, indem der »Orient« schlicht als »anders als der Okzident« verstanden wurde. Er verfolgt die Tradition dieses Missverständnisses durch die Jahrhunderte, in denen Europa den nahen und mittleren Osten dominierte, und zeigt, wie auch heute noch dieses Bild den Westen beherrscht. Weil es dem Orient dadurch verwehrt wird, sich selbst zu repräsentieren, wird ein wahres Verständnis der Kulturen verhindert. Gerade heute, dreißig Jahre nach seinem ersten Erscheinen, hat dieser Klassiker der Kulturgeschichtsschreibung nichts an Aktualität eingebüßt – ganz im Gegenteil. Erscheinungstermin: 09. 09. 2009 Bestellen Sie bei Ihrer Buchhandlung vor Ort oder hier:
Andere erkennen in Edward Saids Autobiografie ihr Gefühl der Entfremdung und des Ausgeschlossenseins von dem arabischen Dominanzdiskurs. Auf Widerstände stößt hingegen das Konzept des Wahl-Arabertums. Während Said die Geschichte seiner Selbstwerdung und seiner Solidarität mit den Palästinensern als bewusste Entscheidung anstatt als Rückkehr zu einem authentischen Ursprung erklärt, erscheint arabischen Intellektuellen dieses Modell mit Blick auf die repressiven Bedingungen ihrer täglichen Arbeit kaum übertragbar. Saids Versuch, mit den diskriminierenden Fixierungen kolonialrassistischer Identifikationen gleichsam die Fesseln nationalistischer Kohäsionsprinzipien zu lösen, trifft im Nahen Osten auf erhebliche Widerstände. In diesen Situationen riskiert Saids Kritik, den Kontakt zu jenen anderen Äußerungsformen zu verlieren, die in der arabischen Peripherie der globalen Kulturindustrie gemacht werden. Markus Schmitz © 2008 Markus Schmitz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für English, Postcolonial & Media Studies der Universität Münster.
Weltkrieg 6. Ermittlung von Positionen von Autoren in Texten über den Orient und dessen Analyse - Ziel: ist die Offenlegung von Orientwahrnehmungen, welche in der Darstellung und Wirkung durch Sprache gründet, welche durch Konventionen, Traditionen und Institutionen beeinflusst sind und somit eine entsprechende Orientdarstellung offenbart. - Die Realität des Orientalismus ist für Said antihuman und beharrlich → Orientalismus ist die Denkweise für das Fremde, sowie Tendenz zu Schubladendenken und Schwarzweißmalerei. Orientalismus wird seiner Meinung nach in vorgefertigte Kategorien gepresst. - Wie kommt das? Für Said ist die eurozentrische Standort- und Ideologiegebundenheit der (Asien)wissenschaften ein entscheidender Faktor. [2] Die strategische Verbindung von Machteliten und Wissenschaft hat zu einer Wahrnehmungsverzerrung der Europäer, auf die Welt bezogen, geführt. Beispiel die hegemonialen Bestrebungen Napoleons um 1800. Vor allem aber im Zeitalter des Imperialismus war man noch intensiver auf die Beherrschung fremder Völker ausgerichtet.